EN 13508-2 Kodierung

Voraussetzungen für die Inspektion nach "EN 13508-2"

Das bei der Inspektion eingesetzte Personal muss für die Anwendung der Inspektionsverfahren und des Kodiersystems in erforderlichem Umfang geschult sein. Die Software sollte dabei den Operator weitestgehend durch die "EN 13508-2" führen. Das heißt: Fehleingaben automatisch erkennen und verhindern. Die Inspektion muss ausreichend langsam erfolgen, damit alle Zustandsmerkmale erkannt werden können. Bei Verwendung einer ferngesteuerten TV-Kamera sollte diese nur dann in Längsrichtung bewegt werden, wenn die Linse in Richtung Rohrachse zeigt. Ansonsten sind die Vorgaben der nationalen Standards zu verwenden.

Regeln der "EN 13508-2"

Nach den Regeln der "EN 13508-2" werden Abwasserleitungen und -kanäle, sowie Schächte und Inspektionsöffnungen getrennt aufgenommen.

Es wird dabei klar unterschieden zwischen "Grundlageninformationen" und "Detailbeschreibungen".

Grundlageninformationen

Die Kodes der Grundlageninformationen werden zur Beschreibung von Informationen für Abwasserleitungen und -kanäle, sowie Schächten und Inspektionsöffnungen verwendet.

"Grundlageninformationen sind bei Beginn der Inspektion einzugeben".
Dabei wird unterschieden zwischen Grundlageninformationen die aufzuzeichnen sind, wie

  • Haltungsbezeichnung
  • Richtung der Inspektion
  • Textliche Beschreibung der örtlichen Lage
  • Kodiersystem
  • Bezugspunkt für die Lagebestimmung in Längsrichtung
  • Inspektionsverfahren
  • Datum der Inspektion
  • Angabe ob eine Vorreinigung durchgeführt wurde
  • Jede weitere Information die vom Auftraggeber gefordert wird

und den "weiteren Grundlageninformationen" (aufzuzeichnen nach den Vorgaben des Auftraggebers) wie

  • Angaben zur örtlichen Lage
  • Name des Auftraggebers
  • Name der Gemeinde, des Bezirks oder die Bezeichnung des Entwässerungssystems
  • Eigentumsverhältnisse der Grundstücke
  • ursprünglich genutztes Kodiersystem (falls alte Datenbestände konvertiert wurden)
  • Uhrzeit der Inspektion
  • Name des Untersuchenden
  • Auftragskennung
  • Einzelheiten zur Videoaufzeichnung
  • Einzelheiten zu Fotoaufnahmen
  • Zweck der Inspektion
  • Querschnitt
  • Werkstoff
  • Einzelheiten zur Auskleidung
  • Rohrlängen
  • Tiefenlage bezogen auf die Sohlen der Anfangs- und Endknoten
  • Art der Abwasserableitung bzw. des Abwasserkanals
  • Art des Abwassers
  • Baujahr
  • strategische Bedeutung
  • Niederschlag
  • Temperatur
  • Abflusssteuerung
  • Atmosphäre in der Rohrleitung

Zitat EN13508-2:

Außerdem ist "jede bei der Inspektion festgestellte Abweichung von den Grundlageninformationen" aufzuzeichnen.

Detailbeschreibungen (Zustandskodes)

Das Kodiersystem bietet eine umfassende Auswahl an Kodekombinationen an, die es dem Inspekteur ermöglichen, Abwasserleitungen und -kanäle, sowie Schächte und Inspektionsöffnungen entsprechend den Vorgaben des Auftraggebers zu dokumentieren. Die Kodes sind ausschließlich nach den Anforderungen des Auftraggebers anzuwenden.

Das Kodiersystem kann aus den folgenden Elementen zusammengesetzt sein

  • dem 3-stelligen Hauptkode
  • bis zu zwei Charakterisierungen (hier werden die Zustände spezifiziert)
  • bis zu zwei Quantifizierungen (hier werden die Zustände quantifiziert oder nummeriert)
  • bis zu zwei Angaben zur Beschreibung der Lage am Umfang (Uhrzeit)
  • der Bezugnahme zu einer Rohrverbindung (Schaden in der Verbindung)
  • der Angabe zum Schachtbauteil (nur bei Schächten und Inspektionsöffnungen)
  • der Angabe zur Stationierung
  • der Fotonummer
  • der Videozähler
  • sowie eine mögliche Anmerkung
Der 3-stellige Hauptkode

Jede Feststellung wird durch einen Hauptkode - bestehend aus drei Buchstaben - und ergänzenden Informationen beschrieben. Der erste Buchstabe des Hauptkodes beschreibt die Zuordnung des Kodes (z. B. zu einer Rohrleitung, zu einem Schacht, oder einer Inspektionsöffnung). Der zweite Buchstabe kennzeichnet die Gruppenzuordnung. Der dritte Buchstabe bestimmt die spezifische Feststellung

Der erste Buchstabe

Für den ersten Buchstaben des Hauptkodes gibt es vier Eingabemöglichkeiten

B Kode für Haltungstexte
D Kode für Schachttexte
A Kode für eine Veränderung der Grundlageninformation einer Haltung
C Kode für eine Veränderung der Grundlageninformation eines Schachtes

Der 2. Buchstabe

Für den 2. Buchstaben des Hauptkodes gibt es ebenfalls vier Eingabemöglichkeiten

A Kode zur Struktur für Haltungen und Schächte
B Kode zum Betrieb für Haltungen und Schächte
C Kode zur Bestandsaufnahme
D Kode für weitere Beschreibungen


Der Buchstabe "A" ("Kodes zur Struktur") als zweiter Buchstabe des 3-stelligen Hauptkodes wird zur Zustandsbeschreibung des Rohres, des Schachtbauwerkes oder der Inspektionsöffnung verwendet. Er wird immer dann angewendet, wenn die Struktur des Untersuchungsobjekt beschädigt (durch Risse, Verformungen, Einstürze usw.), oder gegenüber seinem Ursprungszustand verändert ist (z. B.: durch Korrosion).Zum Beispiel:

  • BAA = Verformung
  • BAB = Rissbildung
  • BAC = Rohrbruch / Einsturz
  • BAD = Defektes Mauerwerk
  • BAE = Fehlender Mörtel
  • usw.

Der Buchstabe "B" ("Kodes zum Betrieb") als zweiter Buchstabe des 3-stelligen Hauptkodes ist zu verwenden, wenn der ursprünglich geplante Betrieb des Objektes beeinträchtigt ist. Dies kann durch Ablagerungen, Hindernisse, Eindringen von Bodenmaterial usw. gegeben sein. Zum Beispiel:

  • BBA = Wurzeln
  • BBB = Anhaftende Stoffe
  • BBC = Ablagerungen
  • BBD = Eindringen von Bodenmaterial
  • BBE = Andere Hindernisse
  • usw.

Der Buchstabe "C" ("Kodes zur Bestandsaufnahme") als zweiter Buchstabe des 3-stelligen Hauptkodes beschreibt die baulichen Gegebenheiten des Untersuchungsobjektes, wie Anschlüsse, punktuelle Reparaturen usw.

  • BCA = Anschluss
  • BCB = Punktuelle Reparatur
  • BCC = Krümmung der Leitung
  • BCD = Anfangsknoten
  • BCE = Endknoten

Zu guter Letzt besteht noch die Möglichkeit "weitere Kodes", wie zum Beispiel für "Allgemeine Fotos", "Allgemeine Anmerkungen", "Wasserspiegel" usw. einzugeben. Zum Beispiel:

  • BDA = Allgemeines Foto
  • BDB = Allgemeine Anmerkung
  • BDC = Inspektion abgebrochen
  • BDD = Wasserspiegel
  • usw.

Der dritte Buchstabe

An der dritten Stelle werden die Zustände für Haltungen und Schächte definiert. Sie sind für Haltungs- und Schachtzustände nicht identisch.
Steht an zweiter Stelle des Hauptkodes ein "A" (Kodes zur Struktur für Haltungen und Schächte), dann sind an dritter Stelle folgende Notierungen zulässig:

A Verformung
B Rissbildung
C Rohrbruch / Einsturz
D Defektes Mauerwerk
E Fehlender Mörtel
F Oberflächenschaden
G Einragender Anschluss
H Schadhafter Anschluss
I Einragendes Dichtungsmaterial
J Verschobene Verbindung
K Schadhafte Innenauskleidung
L Schadhafte Reparatur
M Schadhafte Schweißnaht
N Poröses Rohr
O Boden sichtbar
P Hohlraum sichtbar
Q Schadhafte Steigeisen
R Schäden an Rahmen und Abdeckung

 

*¹) Notierungen sind nur zulässig, wenn an erster Stelle ein "D" (Schächte und Inspektionsöffnungen) notiert ist. Alle anderen Notierungen sind sowohl für Schächte, sowie auch für Haltungen zulässig.

 

Ist an zweiter Stelle ein "B" (Kodes zum Betrieb für Haltungen und Schächte) notiert, dann sind an dritter Stelle folgende Notierungen zulässig:

A Wurzeln
B Anhaftende Stoffe
C Ablagerungen
D Eindringen von Bodenmaterial
E Andere Hindernisse
F Infiltration
G Exfiltration
H Ungeziefer



Ist an zweiter Stelle ein "C" (Kodes zur Bestandsaufnahme) notiert, dann sind an dritter Stelle folgende Notierungen zulässig:

A Anschluss
B Punktuelle Reparatur
C Krümmung der Leitung
D Anfangsknoten
E Endknoten
G Anschlussleitung
H Auftritt
I Gerinne
J Sicherheitsketten / Balken
K Abflussregulierung
L Geschlossene Rohrdurchführung
M Schmutzfänger
N Schlammfang
O Querschnitt

 

*¹) Notierungen sind nur zulässig, wenn an erster Stelle ein "D" (Schächte und Inspektionsöffnungen) notiert ist.
*²) Notierungen sind nur zulässig, wenn an erster Stelle ein "B" (Haltungen) notiert ist.

Alle anderen Notierungen sind sowohl für Schächte, sowie auch für Haltungen zulässig.

A Allgemeines Foto
B Allgemeine Anmerkung
C Inspektion abgebrochen
D Wasserspiegel
E Zufluss aus einem Anschluss
F Atmosphäre in der Leitung, bzw im Schacht oder der Inspektionsöffnung
G Keine Sicht
Charakterisierung

Die angegebenen Charakterisierungen dienen der näheren Beschreibung des 3-stelligen Hauptkodes. Es stehen maximal zwei Möglichkeiten zur näheren Beschreibung (Charakterisierung) zur Verfügung. Diese Codes sind in der vorgegebenen Reihenfolge zu verwenden.

Stellvertretend wollen wir uns hier zwei Beispiele mit Charakterisierungen ansehen. Als erstes Beispiel wählen wir den Kode:

1. "BAB" (Rissbildung)

Ein Riss kann in allen Schattierungen, vom "feinen Haarriss", bis zum "klaffenden" mehrere Meter langen Riss, vorkommen. Ein Riss wird immer mit dem Kode "BAB" (allgemeiner Riss) beschrieben. Zur näheren Definition (Charakterisierung) des Risses stehen uns nach der "EN 13508-2" im Zusatz "Charakterisierung 1" drei Möglichkeiten zur Verfügung:

  • A = Oberflächenriss (Haarriss)
  • B = Riss
  • C = Klaffender Riss

Mit der "Charakterisierung 2" ist nun noch die Richtung des Risses zu beschreiben. Dies geschieht durch die Kodes:

  • A = in Längsrichtung
  • B = am Rohrumfang / quer
  • C = komplexe Rissbildung
  • D = gewunden / spiralförmig

2. "BAF" (Oberflächenschaden)

Bei diesem Beispiel, dem Kode "BAF" (Oberflächenschaden) stehen zehn Möglichkeiten für die "Charakterisierung 1" zur Verfügung:

  • A = erhöhte Rauheit
  • B = Abplatzung
  • C = Zuschlagstoffe sichtbar
  • D = Zuschlagstoffe einragend
  • E = Zuschlagstoffe fehlen
  • F = Bewehrung sichtbar
  • G = Bewehrung einragend
  • H = Bewehrung korrodiert
  • I = fehlende Wand
  • J = Korrosionserscheinung an der Oberfläche
  • Z = andere Oberflächenschäden

Für die "Charakterisierung 2" stehen fünf Zusätze bereit:

  • A = mechanische Beschädigung
  • B = chemischer Angriff - allgemein
  • C = chemischer Angriff - biochemischer Angriff durch Schwefelsäure - Schäden oberhalb des Wasserspiegels
  • D = chemischer Angriff - Angriff durch Abwasser - Schaden unterhalb des Wasserspiegels
  • E = nicht eindeutig feststellbar
Quantifizierung

Es sind bis zu zwei Werte einzutragen.

Lage am Umfang

Soweit diese Information gefordert wird, ist die Lage der Feststellung unter Verwendung der Zifferblattreferenz (Uhrzeit) aufzuzeichnen. Eine Feststellung , die sich in der Scheitelmitte eines Kanals befindet, würde somit also bei 12 Uhr liegend beschrieben werden.
Erstreckt sich eine Feststellung über einen Bereich im Schacht- oder Rohrumfang, kann auch ein Uhrzeitbereich durch die Eingabe eines zweiten Wertes definiert werden, z. B. 12 Uhr bis 4 Uhr.

Feststellung an einer Rohrverbindung

Tritt eine Feststellung an einer Rohrverbindung zwischen zwei angrenzenden Rohren oder an einer Verbindung zweier aneinandergrenzender Schachtelemente auf, ist dies - sofern gefordert - unter Verwendung des Kodes (A) aufzuzeichnen.

Lage in Längsrichtung

Die Lage jeder Feststellung ist als Abstand zum Bezugspunkt in Metern aufzuzeichnen. Der Bezugspunkt ist aus folgenden Möglichkeiten zu wählen:

  • Innenwand des Anfangsknotens (Schacht, Inspektionsöffnung oder Auslass usw.) in welcher die Abwasserleitung oder der Abwasserkanal eingebunden ist.
  • Scheitel des Haltungsendes innerhalb des Anfangsknotens. Dies ist derselbe Punkt wie oben beschrieben, außer wenn das Rohr in den Schacht hineinreicht.
  • Mitte des Startschachtes oder der Startinspektionsöffnung
  • Der Mittelpunkt zwischen ankommender und abgehender Leitung, gemessen entlang des Gerinnes

Wenn sich Feststellungen über mehr als einen Meter erstrecken, sind Anfang und Ende unter Verwendung der Kodes A (Beginn) und B (Ende) getrennt aufzuzeichnen. Um Anfangs- und Endpunkte verschiedener solcher Feststellungen eindeutig zuordnen zu können, ist eine ergänzende nummerische Kennzeichnung erforderlich.
Messungen sind in Metern mit einer Dezimalstelle aufzuzeichnen.

Fotoreferenz

Wenn von Feststellungen Standfotos oder Computer-Standbilder gemacht werden, sind diese mit einer eindeutigen Bezeichnung zur Identifizierung zu versehen. Wird ein Foto unabhängig von einem Merkmal aufgenommen, ist der allgemeine Fotokode (BDA) zu verwenden.

Videoreferenz

Wird die Inspektion auf Video aufgezeichnet, sind den Feststellungen eindeutige Referenzhinweise zuzuordnen, damit auf diese Stellen gezielt zurückgegriffen werden kann. Das hierbei verwendete Verfahren muss in den Grundlageninformationen angegeben werden. Wird ein Verfahren auf Zeitbasis verwendet, ist die Zeit nach ISO 8601 anzugeben, d. h. im Format hh:mm:ss.

Anmerkungen

Wenn eine Feststellung mit Kodes nicht vollständig beschrieben werden kann, sollten weitere Informationen als Anmerkungen aufgezeichnet werden. Eine Anmerkung sollte so kurz und prägnant wie möglich sein.

Schachtbereich

Bei Feststellungen in Schächten oder Inspektionsöffnungen ist der Bereich in welchem die Feststellung auftritt, wie folgt aufzuzeichnen:

  • Abdeckung und Rahmen (A)
  • Auflageringe (B)
  • Schachtaufbau (C)
  • Konus (D)
  • Übergangsplatte (E)
  • untere Schachtzone (F)
  • Podest (G)
  • Auftritt (H)
  • Gerinne (I)
  • Sohle (J)